Die Gesichter des Herbert Hupka

Feature von Holger Siemann für den Saarländischen Rundfunk 2002

Ich kannte den Namen Herbert Hupka aus den Medien, allerdings eher vom Weghören. Ein Bonner Revanchist, dachte ich, langjähriger Bundestagsabgeordneter und Vertriebenen-Politiker, ein Scharfmacher und Ewiggestriger. Das von ihm auf einem Schlesiertag geprägte Motto „40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser“ sagte für mich alles. Ich staunte nicht schlecht als ich während der Recherchen für meinen Roman („Arbeit und Streben“) in Görlitz ganz andere Geschichten über ihn hörte.
1943 habe ein Kriegsgericht ihn als „Halbjude“ wegen „Wehrdiensterschleichung“ zu 12 Monaten Haft verurteilt, die er im Torgauer Wehrmachtsgefängnis abgesessen hat. Seine Mutter war in Theresienstadt, heute kümmerten sich polnische Studenten um ihr Grab auf dem Jüdischen Friedhof in Breslau. Herbert Hupka spreche sich seit den 2 +4 – Verträgen vehement für die Achtung der deutsch-polnischen Nachkriegsgrenzen aus, organisiere Spenden und Besuche von Deutschen für und in Alters- und Waisenheimen, sei jüngst sogar Ehrenbürger seiner Heimatstadt Racibórz (früher Ratibor) geworden. Das passte so wenig zu meinen Vor-Urteilen, dass ich ihn anrief und um ein Gespräch bat. Aus dem Treffen wurde eine dreitägige Begleitung zu verschiedenen Terminen in Görlitz, und aus dieser Begegnung ein Feature.

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„Die Gesichter des Herbert Hupka“, Feature 25 Minuten