Rudolf Mosse

Feature von Holger Siemann, Deutschlandfunk Kultur 2020

Vor einigen Jahren studierte ich bei Recherchen für mein neues Buch einen Berliner Stadtplan von 1925. Eigentlich kannte ich mich in meinem Kiez ganz gut aus, deshalb war ich doch ziemlich verwundert, als ich eine Rudolf-Mosse-Straße im Jahnsportpark entdeckte. Dort lief ich täglich meine Runden, aber wo die Straße hätte sein sollen, gab es nur Zäune, Sport- und Spielplätze und einen Wohnblock aus den 50igern. Niemand in meiner Nachbarschaft hatte jemals von einer Rudolf-Mosse-Straße im Prenzlberg gehört.

rechte Bildhälfte: „Spielplätze“, der heutige Jahn-Sportpark

Man sollte gar nicht glauben, wie viele Details es in der Geschichte des Dritten Reichs dann doch noch aufzuklären gibt. Man sagt und liest immer: Diese zwölf Jahre sind eigentlich die, die am besten aufgearbeitet sind. Das halte ich wirklich nicht für richtig, so etwas zu behaupten. Zumindestens aus meinem Bereich kann ich sagen, dass wir da noch wahnsinnig viel nachzuholen haben und zu recherchieren haben.“ Meike Hoffmann, Provenienzforscherin Berlin im Feature

Die Mosses zählten zu den Spitzenverdienern in Preußen. Einen großen Teil ihres Einkommens spendeten Rudolf und seine Frau Emilie Mosse für soziale Einrichtungen wie Waisenhäuser, Lehrlingswohnheime und Mädchenhorte. Außerdem förderten sie Schriftsteller und bildende Künstler und trugen eine der bedeutendsten Kunstsammlungen ihrer Zeit zusammen, die sie im Mosse-Palais am Leipziger Platz öffentlich zugänglich machten. Die Zeitgenossen nannten das Palais respektvoll „Mosseum“.

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