„Uckermark uncovered“

Podcast in 6 Folgen von Holger Siemann und Gesa Ufer, produziert vom RBB

Premiere unseres Podcasts „Uckermark uncovered“

am 9. und 10. September auf dem UM-Festival

Hörstation 6 in der Kirche Pinnow

Es gibt schon so viele Erzählungen, Reportagen und Bücher über die Uckermark – wozu brauchen wir noch einen Podcast?

Vor meinem Umzug von Berlin in ein Uckermärkisches Dorf namens Klaushagen 2010 ahnte ich nicht, wieviel ich über das Landleben nicht wusste. Ich meinte, das Land sei im Vergleich zur Stadt langsam, einfach, schlicht und übersichtlich. Für Natur hatte ich vorher bloß keine Zeit, für Tiere nicht genug Platz gehabt, nun also würde ich durchatmen können. Ich stürzte mich ins Abenteuer und zahlte eine Menge Lehrgeld. Ich kollidierte mit einer Kuh, brach mir beide Hände beim Sturz vom Baum und erwarb mir im Dorf einen Ruf als dreister Berliner, bevor ich begriff wie groß und anspruchsvoll die Herausforderungen des Landlebens sind und wie einseitig mein Blick als Städter, als „was-mit-Medien-Macher“ gewesen war.

Dieser typische Blick sondiert das Land als Ausflugs-, Flucht- und Urlaubsort, thematisiert die Schönheiten der Natur, Stille und Entschleunigung, fokussiert auf Berliner und ihre zweifelsohne kreativen Projekte als eine Art Pionierleistung im Nirgendwo unendlicher Weiten. Er sucht Freiräume und setzt in der Art von Kolonisatoren voraus, dass da (noch) nichts ist, jedenfalls nichts von Bedeutung. Und er ist omnipräsent, weil nahezu alle MedienarbeiterInnen gleichzeitig StädterInnen sind. Sie haben die monopolistische Macht über die Narrative.

Gemeinsam mit meiner Nachbarin Gesa Ufer will ich von dem erzählen, was sonst ausgeblendet wird, nämlich von den Menschen, die auf dem Land leben und arbeiten, die Verantwortung tragen für die Gemeinschaft, für Tiere, Wälder und Äcker, aber auch für Häuser und Straßen, für die Feuerwehr, alte Nachbarn, Schulen und ärztliche Versorgung.

Cover Uckermark uncovered

Worum gehts?

Folge 1: Immobilien – vom Kommen und Gehen im Dorf


Wir erzählen von unseren eigenen Erfahrungen bei der Immobiliensuche und fragen unsere Nachbarin Silvia Leopold, die im Dorf als Maklerin arbeitet, nach den Veränderungen des Marktes. Wie stark sind die Preise in der Uckermark wirklich gestiegen? Welche Chancen auf einen fairen Hauskauf gibt es noch? Und wie wirken sich die gestiegenen Preise auf die Dorfgemeinschaft aus?


Folge 2: Dorfgemeinschaft – gibt es das überhaupt und wenn ja wieviele?


Auf dem Land müssen viele Menschen zusammenarbeiten, damit das System funktioniert. Die Strukturen bilden sich fast unsichtbar über Vereine, den Dorfchor oder den Klatsch am Gartenzaun. Käthe Schössler ist Ärztin und lebt seit 2009 in Klaushagen. Wir sprechen mit ihr über das Ankommen und Bleiben, über die Gemeinschaft und ihre Probleme.


Folge 3: Die Natur – Wie idyllisch ist die Toskana des Nordens wirklich?


Besucher nennen als Grund für ihr Kommen zuerst die einzigartige Natur, Weite und Leere der Landschaft. Sanfte Hügel und Seen erinnern manchen an die Toscana. Direkt am Forsthaus beginnt das Naturschutzgebiet Jungfernheide. Wir fragen unseren Nachbarn und Ornithologen Bodo Giering nach seinen Erfahrungen mit der Vogelbeobachtung, den Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Natur und besprechen den Zusammenhang von Insektiziden, Vögeln und Imkerei.


Folge 4: Tiere lieben und töten – wie geht das zusammen?


Holger Siemann lebt seit 13 Jahren als „malender und schreibender Bauer“ in der Uckermark. Mit fast vier Hektar Land, Pferden, Bienen und vielen Schafen hat er sich viel Arbeit eingehandelt. Welche Fehler würde Holger kein zweites Mal machen? Wie aufwändig ist Schafshaltung? Und wieso schlachtet Holger seine Schafe selbst, obwohl er zu allen Tieren einen engen Bezug hat?


Folge 5: Feuerwehr, Drainagen und Breitband – was alles funktioniert, oder auch nicht


Seit der Wende hat die Uckermark einen krassen Strukturwandel durchgemacht: Junge Menschen sind weggezogen, Läden wurden geschlossen, Buslinien wurden eingestellt, Schulen, Sparkassen, Apotheken haben dicht gemacht. Der Zuzug von Städtern, die nur am Wochenende im Dorf leben, macht die Situation nicht einfacher. Über die Probleme und mögliche Lösungen sprechen wir mit dem Ortswehrführer der freiwilligen Feuerwehr, Lukas Stemwedel, und Frank Zimmermann, Bürgermeister der Gemeinde Boitzenburger Land.


Folge 6: Landwirtschaft, Johannas 1000 Rinder


Johanna Lindemann ist in Klaushagen aufgewachsen und mit Anfang 20 Managerin von 1000 Rindern. Neben ihrem Agrar-Studium arbeitet sie Vollzeit und hat Mitarbeitende. Wie bewältigt sie einen Arbeitstag von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr? Wieso kann Johanna nicht in den Urlaub fahren? Und hat sie schon mal mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen und in die nächste Stadt zu ziehen?




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17 Minuten „best off“ zum Reinhören: