Feature von Holger Siemann und Christa Kowalski über das Ende des Lebens
Deutschlandradio 2003
Christa Rudolph, die unter ihrem Künstlernamen Christa Kowalski schon mehrfach Regie bei meinen Hörspielen geführt hatte, konnte das Gedicht von Wilhelm Hauff auswendig, in dem es hieß:
Kaum gedacht, War der Lust ein End gemacht!
Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab.
Wir unterhielten uns oft über das Alter und das Sterben, manchmal über Figuren in unseren Geschichten, manchmal über Verwandte. Bei ihr war es der Vater, bei mir ein Großvater, die im hohen Alter vom Töten und von Todesangst im Krieg zu erzählen begannen.
So unterschiedlich unser Alter war, so verschieden war unsere Perspektive auf das Sterben, und doch gab es eine wesentliche Gemeinsamkeit: Wir wollten beide über das Thema reden und hofften beide, dass es durch die Beschäftigung seinen Schrecken verlieren würde.
Aus dem Pressetext des Deutschlandradios von 2002: „Christa Kowalski und Holger Siemann unternehmen eine Reise ans Ende des Lebens und erzählen davon aus ihrem jeweiligen, durch 25 Lebensjahre unterschiedenen Blickwinkel. Sie begegnen Sterbenden und ihren Pflegern, Angehörigen und professionellen Sterbehelfern und stellen Fragen: Spüren wir das Nahen des Todes? Wie fühlt sich das Sterben an? Was können wir gegen Schmerzen und Einsamkeit tun? Wer hilft, wenn wir nicht mehr leben wollen? Was geschieht nach unserem Tod mit unserem Körper?
Die Beteiligten reden gegen ihre Angst vor dem Sterben an und laden die Hörer ein, sich anstecken zu lassen.“