Podcasts gegen Rechtspopulisten

wir haben uns einige der populärsten Schlagworte der Rechten, mit denen sich trefflich Empörung schüren lässt, vorgenommen und die Tatsachen recherchiert


Kinderschänder an die Wand

„Todesstrafe für Kinderschänder“ fordern Neonazis. Das schützt Kinder aber nicht vor sexuellem Missbrauch, der zu einem hohen Prozentsatz im nächsten familiären Umfeld geschieht. Aber was hilft gegen Sexualstraftaten? Und: Was sollte mit den Tätern geschehen?

Anke Sieber von der Beratungsstelle DREIST e.V. in Eberswalde und die Berliner Rechtsanwältin Manuela Groll erläutern, in welchen Situationen Kinder gefährdet sind, Opfer von Missbrauch zu werden. Holger Siemann fragt bei Manuela Groll nach, ob der Staat hart genug gegen Sexualstraftaten vorgeht und ob Therapien für Täter ein sinnvolles Mittel sind. Was Erwachsene konkret zum Schutz von Kindern tun können, erklärt Anke Sieber. Sie erläutert auch, weshalb die Forderung nach einer „Todesstrafe für Kinderschänder“ schadet.


der Bombenangriff auf Dresden

Anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens versammeln sich alljährlich tausende Neonazis in der Stadt. Der Audiobeitrag schildert die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 und wie die Nazis die Zahl der Opfer fälschten.

In dem Podcast von Holger Siemann erklärt der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller aus der Entwicklung des Zweiten Weltkrieges, weshalb die Alliierten das Dresdner Stadtzentrum im Februar 1945 bombardierten und warum dieser Angriff eine so verheerende Wirkung hatte. Er schildert, wie die Zahl der Opfer schon ab 1945 aus politischen Gründen manipuliert wurde. Abschließend erklärt Müller, wie die Dresdner Historikerkommission, der er ab 2004 vorsaß, die Gesamtzahl und, in vielen Fällen, die Namen der Opfer der Luftangriffe ermittelte. Professor Rolf-Dieter Müller ist  Wissenschaftlicher Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam. Er leitete die Dresdner Historikerkommission zur Untersuchung der Luftangriffe.


Kriminalität in der Grenzregion

Immer mehr Autodiebstähle und Einbrüche belasten die Grenzregion. Rechtsextreme versuchen, die Angst und Wut von Bürgerinnen und Bürger auszunutzen, um gegen Polen zu hetzen.

In dem Podcast von Holger Siemann schildert der Frankfurter Polizeipräsident Arne-Christian Feuring, dass die Kriminalität seit der Öffnung der Grenze rückläufig ist und Konflikte zwischen Deutschen und Polen in den Grenzstädten ausgeblieben sind. Die Bilanz wird aber durch zahlreiche Autodiebstähle und Einbrüche getrübt. Trotz der guten Zusammenarbeit zwischen polnischen und deutschen Polizeibehörden gelingt es bislang nicht, die professionell agierenden Diebesbanden dingfest zu machen. Knuth Thiel von der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg beklagt, dass die Ängste der Bevölkerung ausgenutzt werden, um mit Stammtischparolen Stimmung gegen Polen zu machen. Er sieht in der Öffnung die große Chance für die wirtschaftliche Entwicklung der Grenzregion.


Muslime im Abendland

Vorbehalte gegenüber dem Islam sind in Ostdeutschland, wo kaum Muslime leben, viel stärker als im Westen. Woher kommen diese Ängste, und was kann gegen sie getan werden? Eine Spurensuche in Brandenburg und Berlin.

Karin Weiss ist die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg. Sie schätzt die Zahl der Muslime in Brandenburg auf wenige tausend, persönliche Kontakte zu Muslimen haben entsprechend wenige Bürgerinnen und Bürger. Generell rührt die Angst vor dem Islam, so erklärt Werner Schiffauer (Professor für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie an der Europa-Universität Viadrina), daher, dass christliche Europäerinnen und Europäer sich als Gemeinschaft definieren, indem sie anderen, den Muslimen, alles gesellschaftlich Unerwünschte zuschreiben. Auf der Suche nach der Wirklichkeit hinter den Vorurteilen besuchen wir die Islamische Grundschule Berlin und fragen die Schulkinder Dalia, Affifa, Lydwia, Lina, Khadija und Muhammed-Furkam nach ihren Werten und Träumen. Anschließend fragen wir beim Polizeipräsident von Berlin, Dieter Glietsch, nach, ob die Medienberichte über Gewalt im muslimisch geprägten Stadtteil Neukölln zutreffen. Glietsch, Weiss und Schiffauer skizzieren abschließend Wege, wie eine interreligiöse beziehungsweise säkulare Gesellschaft gelingen kann.


Volkstod und Umvolkung

Die Abwanderung junger Menschen ist kein Schicksal und führt schon gar nicht zu einem „Volkstod“, von dem Neonazis fantasieren.

Von Abwanderung sind alle Berlin-fernen Gemeinden Brandenburgs betroffen. Für Heike Liebmann haben diese ländlichen Regionen dennoch viele Vorzüge, die sie ausspielen können, um Rückkehrer und Zuzügler anzuziehen. Wichtig sei, Lebenskünstler, Kreative und Zuwanderer willkommen zu heißen. Denn die machen nicht nur das Gemeinwesen interessanter, sie engagieren sich auch für die Regionen, in denen sie sich niederlassen, betont Christiane Dienel. Rechtsextreme Strukturen sind dagegen nicht nur schlecht für die Zuwanderung, sie verschärfen auch die Abwanderung junger Frauen.

Ein Podcast von Holger Siemann mit Christiane Dienel, Präsidentin der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, und Heike Liebmann, Leiterin der Forschungsabteilung Regenerierung von Städten am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner und die Bundestransferstelle Stadtumbau Ost.

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